Es ist der 20. März 2016. Ein Datum, das einen absoluten Wendepunkt in meinem Leben darstellt! Damals wusste ich das natürlich noch nicht, denn ich stand ja gerade erst am Anfang meines Kanada Aufenthaltes und hatte noch null Plan davon, was in den nächsten Monaten alles auf mich zukommen sollte!

Gleichzeitig war es aber auch ein Datum, an dem mir das besagte falsche Visum ausgestellt wurde, welches diesem Beitrag seinen Namen gibt. Denn als ich damals in Kanada landete und durch die Immigration musste, wurde mein Work & Holiday Visum, was normalerweise ein Jahr lang gilt, nur für ca. sechs Monate ausgestellt. Was war passiert?

Im Immigration Room 1.0

Nachdem man zunächst einmal mit einem kanadischen Grenzoffizier spricht, der einen über Grund und Länge des Aufenthalts befragt, wird man am Flughafen in Montréal in einen kleinen Raum, eine Art Wartezimmer, ich glaube man bezeichnet ihn als Immigration Room, geschickt, um dort einem anderen Beamten, einige Dokumente, wie zum Beispiel Nachweis der Krankenversicherung und der finanziellen Mittel, vorzuzeigen, ehe man sein entsprechendes Visum ausgestellt bekommt.

Gesagt getan! Ich glaube ich wurde damals nach meinem Nachweis für die Krankenversicherung und meinem Rückflug Ticket nach Deutschland gefragt. Beide Dokumente waren auf das gleiche Datum, den 2. Oktober 2016, datiert. Der Tag an dem ich Kanada ursprünglich verlassen wollte. Und hier nahm das Schicksal seinen Lauf.

Die Dame hatte mich damals noch gefragt, was ich nach meiner Zeit in Kanada machen wollte und ich antwortete, dass ich wahrscheinlich für ein Masterstudium zurück nach Deutschland möchte. Ich hätte damals ja nicht ahnen können, was Kanada oder besser gesagt Montréal mit mir anstellen würde.

Und so wurde mir mein Visum nur bis zum 2. Oktober 2016 ausgestellt, was mich anfangs gar nicht kratzte, denn ich dachte ja wirklich, dass ich nach Kanada wieder an die Uni gehen würde.

Jetzt wird sich der ein oder andere, der bereits mit einem Work & Travel Visum in der Tasche unterwegs war bestimmt fragen: „Hä, wieso wurde das Visum nicht für ein Jahr ausgestellt?“ Und diese simple Frage ist absolut berechtigt!

Das Work & Holiday Visum: Ein kleiner Exkurs

Eigentlich ist die Sachlage ganz einfach. Die „klassischen“ Work & Holiday Visa für Kanada, Australien und Neuseeland sind ab dem Tag der Einreise exakt ein Jahr gültig! Auch wenn meine Krankenversicherung und mein Rückflugticket nicht für den ganzen Zeitraum gültig waren, sind dies zwei Faktoren, die im Nachhinein ohne Probleme geändert werden können. Sprich man verlängert die Versicherung und verschiebt den Rückflug um ein paar Monate. Selbst wenn man das nicht machen würde, bietet das Visum einem die Möglichkeit, innerhalb des ausgeschriebenen Jahres beliebig oft ein- und auszureisen.

Was lief da also bei mir schief? Gute Frage, doch zunächst einmal alles der Reihenfolge nach.

Die Folgen meines Missgeschickes

Bereits nach zwei Wochen in Montréal fühlte ich mich wie neugeboren und dieses Gefühl wurde von Woche zu Woche einfach nur noch besser. Und je besser ich mich fühlte, desto weniger wollte ich nur ein halbes Jahr in Kanada bleiben. Die Konsequenz war also ganz einfach: Ich musste herausfinden, wie ich diesen Fehler behebe. Denn wirklich jeder Deutsche, den ich im Hostel darauf ansprach, meinte dass er oder sie ihr Visum für ein Jahr ausgestellt bekommen hatte, was mich stellenweise echt in den Wahnsinn trieb, weil ich mich jetzt mit diesem Quatsch herumschlagen musste.

Denn ihr müsst wissen, so sehr ich auch Kanada mag, die Immigration Webseite ist echt kompliziert aufgebaut und die ganze Behörde an sich ist auch nicht so der Burner. Jedenfalls war das meine Erfahrung, als ich dort anrief um mein Problem zu schildern. Dort wurde mir dann am Ende mitgeteilt, dass es nicht möglich sei das Visum zu verlängern und meine einzige Chance vielleicht eine Neubeantragung des Visums wäre, was meiner Meinung nach gar keinen Sinn machte, da man das Visum nur ein Mal im Leben beantragen kann. Naja, ich musste mich also vorerst mit dem Gedanken zufrieden geben, dass meine Zeit in Kanada im Oktober 2016 zu Ende gehen sollte.

Zurück nach Montréal!

Dadurch dass Jaymies und meine Reisepläne über den 2. Oktober hinaus gingen entschied ich mich dazu an besagten Datum von Vancouver aus in die USA, genauer gesagt nach Seattle, auszureisen, um wiederum ein paar Tage später, am 6. Oktober, per Flieger in Montréal als Tourist einzureisen. Dazu musste ich lediglich meinen Rückflug um ein paar Tage verschieben und meine Krankenversicherung verlängern.

Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Dafür muss man nicht extra ein Touristen-Visum beantragen. Die Beamten an der Grenze können ein Touristen-Visum bis zu 3 Monaten ausschreiben, gegen Vorlage der üblichen Verdächtigen: ausreichend finanzielle Mittel für den geplanten Aufenthaltszeitraum, Krankenversicherung & Rückflugticket. Mein Rückflug ging ja bereits drei Tage nach der erneuten Einreise, sodass es keinerlei Probleme darstellte nochmal einen Zwischenstopp in Montréal einzulegen.

Ich benötigte diese drei Tage einfach nur, weil ich mich unbedingt von allen Leuten verabschieden wollte, die ich in dieser unvergesslichen Zeit kennen gelernt hatte. Und wenn ich schon wieder durch die Immigration muss, dachte ich mir ich frage auf jeden Fall nochmal bei den Beamten nach, was denn da bei mir am 20. März 2016 schief gelaufen sei.

Zur Info: Ich hatte mich komplett damit abgefunden, dass ich in drei Tagen wieder in Deutschland sitze und dass es keinerlei Möglichkeit gäbe länger zu bleiben. Schließlich wurde mir das ja am Telefon von den Zuständigen der Behörde genauso mitgeteilt. Ich wollte lediglich für meinen Blog nachfragen, damit ich hier über meinen Fehler berichten kann. Ich glaube der ernsthafte Gedanke überhaupt nachzufragen kam mir erst ein paar Tage zuvor, denn in meinen Gesprächen mit anderen Reisenden, wurde mir immer vermittelt, dass die Grenzoffiziere ganz bestimmt die Letzten wären, die mir mein Visum verlängern würden. Im Nachhinein weiß ich schon gar nicht mehr wieso ich ebenso davon überzeugt war, dass mir bei der Einreise keiner ein „Geschenk“ machen würde. Ich glaube viele von uns assoziieren diese Beamten als knallharte Typen, von denen man keine Nettigkeiten zu erwarten hat. Außerdem wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass nicht mir, sondern der Beamten, die mein Visum zum ersten Mal ausgestellt hatte, ein Fehler unterlaufen war und so kam alles ganz anders…

Im Immigration Room 2.0

Ich betrete also wieder die heiligen Hallen, nachdem ich dem ersten Grenzoffizier bereits die Frage nach meinem Visum gestellt habe, dieser jedoch noch keine Antwort parat hat und mich weiterschickt. Ich versuche also beim zweiten Beamten mein Glück und werde völlig aus den Latschen gehauen.

„Hmm… seems like we made a mistake here… I can issue the other six months of your visa right now if you want me to.“ In meinem Kopf ertönt ein lang gezogenes „Whaaaaaaaaaaaaaaaaat?!?“

Ich bin zwar sicher die meisten von euch brauchen keine Übersetzung aber ich mache es mal der Vollständigkeit halber: „Hmm… sieht so aus als hätten wir hier einen Fehler gemacht… Ich kann Ihnen die übrigen sechs Monate des Visums sofort ausstellen, wenn sie möchten.“

Ich bin völlig sprachlos, frage noch einmal: „Seriously?“, also auf gut deutsch „Ist das ihr Ernst?“, woraufhin er nur nickt und ein breites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht. Einfach weil ich die Situation so absurd finde. Denn mit einem Satz hat sich das ganze Problem, was eigentlich keines war, in Luft aufgelöst. Im weiteren Gespräch sagt er zu mir, dass die Leute von der Immigration Behörde, den Fall an seine Abteilung hätten weiterleiten müssen. Dadurch hätte ich dann viel früher die Info bekommen, dass ich schlichtweg an der Grenze erscheinen muss, um das Problem, wie gerade geschehen, mit einem Border Officer zu klären.

Warum dieser Fehler überhaupt gemacht wurde, kann er sich auch nicht genau erklären. Ich persönlich denke, dass die Person, die mein Visum das erste Mal ausstellte einfach strikt auf mein Rückflugdatum geschaut hatte und demnach das Visum auf den 2. Oktober datierte.

Wie wichtig dieser Moment für mich persönlich war und wie er mein ganzes Leben zu diesem Zeitpunkt auf den Kopf gestellt hat, dass erzähle ich euch mal etwas genauer in einem anderen Post.

Ihr sollt nur wissen, dass ich auch die nächsten sechs Monate in Montréal verbrachte und nicht wie geplant drei Tage später die Heimreise antrat. Die wohl beste Entscheidung meines Lebens bis jetzt, aber wie gesagt, dazu mehr in einem anderen Blogpost.

Was lernen wir aus dieser Geschichte?

Achtet bei eurer Einreise ganz genau darauf, dass ihr euer Work & Holiday Visum für das ganze Jahr ausgestellt bekommt, denn es steht euch zu! Auch wenn ihr einen kürzeren Aufenthalt plant, könnt ihr nie genau wissen, wie sehr euch eure Reise verändert und was dadurch alles passiert! Am besten also immer die Officers fragen, ob das Visum auch wirklich für ein ganzes Jahr ausgestellt ist, bevor sie euch weiterschicken. Dadurch erspart ihr euch möglicherweise eine Menge Ärger, Kopfzerbrechen und unnötige Aufwandskosten im Nachhinein!

Ich hoffe ich kann mit diesem Beitrag jemanden erreichen, der in einer ähnlichen Situation landet und für etwas Klarheit sorgen. Ich hätte genau so ein Fallbeispiel dringend gebraucht in meiner damaligen Situation und mir somit so einiges an Kopfschmerzen ersparen können!

Das war es von mir für heute!

Liebe Grüße, euer Michi