Hallo ihr Lieben!

Am 23.12.2014 bekam ich die freudige Nachricht, dass ich Diabetes Typ 1 habe 😉 Ich wurde damals von meiner Hausärztin mit einem Blutzucker von 601 mit Blaulicht ins Krankenhaus geschickt.

Gina und ihre Diabetes Clutch, die sie sich im selben Stoff wie ihr Kleid für 5 Euro hat nähen lasssen

Seitdem sind nun vier Jahre vergangen… Vier Jahre der Anpassung, der Tiefs und der Hochs und allem was dazugehört…

Seit vier Jahren habe ich also Diabetes aber seit acht  Jahren will ich nach Afrika gehen. Somit kam bei mir direkt nach der Diagnose die Frage auf, ob denn ein Auslandfreiwilligendienst überhaupt funktioniert mit Diabetes. Denn am Anfang zählen die Ärzte alle zehntausend Sachen auf, die man berücksichtigen muss und, dass man nicht mehr Polizist oder Kapitän werden kann.

Kann ich also auch keinen Freiwilligendienst in Afrika machen?! Darauf gebe ich eine klare Antwort: Diabetes ist kein Grund der dich an deinem Auslandfreiwilligendienst hindert!

Du solltest dich auch nicht von manchen Ärzten erschrecken lassen, die meinen, dass es völlig unverantwortlich ist in ein sogenanntes „unterentwickeltes Land“ als chronisch kranke Person zu gehen und dann auch noch für ein Jahr! Warum denn nicht eine zwei-wöchige Reise, so lernt man doch auch das Land kennen!

Die Ärzte machen dir Angst mit der Frage, wie du denn das Insulin aufbewahren willst? Da gibt es ja bestimmt keinen Kühlschrank! Und wenn doch wie machst du das unterwegs oder wenn der Strom ausfällt?! Und wie wirst du eingestellt? Und du wirst dich ja ganz sicher infizieren! Und wie bekommst du deine Diabetes-Materialien? Und überhaupt es ist einfach eine ganz dumme Idee als Diabetiker so lange ins Ausland zu gehen. Warum willst du nicht einfach in Deutschland ein FSJ machen, wo es Krankenhäuser, kompetente Ärzte und eine super Hygiene gibt?

Die Antwort für mich war: „Weil das nicht dasselbe ist!“ Ich will erleben komplett fremd zu sein. Ich will ein anderes Land im grundtiefen verstehen können. Ich will andersdenkende Leute kennen lernen. Ich will den Kindern in schweren Verhältnissen Freude bringen. Ich will nach Afrika! Ich will nach Benin!

Ich beim Igname stampfen. Igname pilée (gestampftes Igname) mit Erdnussauce, Ziege und beninischen Käse ist das National Gericht und mein Lieblingsgericht

Also wenn du ins Ausland willst, lass dich nicht von deinem Diabetes einschränken! Lass dich nicht von irgendwelchen Tropenärzten, wie bei mir, einschüchtern! Bespreche alles gut und ausführlich mit deinem Diabetologen-Team und gemeinsam werdet ihr eine Lösung für alles finden!

Hier in Benin fängt langsam die Trockenzeit bzw. die heiße Zeit an. Im Februar wird es dann am heißesten sein, dann wenn es bei uns am kältesten ist. Bisher habe ich tagsüber immer nur mein Kurzzeitinsulin in der Frio Tasche mitgenommen und das Langzeitinsulin währenddessen in den Kühlschrank zum restlichen Insulin oder an einen schattigen Ort gelegt. Aber ich habe nicht so ganz das Gefühl, dass die Frio Tasche so viel bringen wird, wenn es dann nicht mehr den ganzen Tag 28 Grad sondern 35 Grad hat. Deshalb werde ich bald mein Kurzzeitinsulin in einer Thermosflasche mitnehmen.

Auch benutze ich das Insulin hier nicht länger als drei Wochen, da durch die hohen Temperaturen die Haltbarkeit des Insulins sinkt. Ich werfe somit oft noch ziemlich volle Ampullen weg, da durch die Hitze und bestimmt auch andere Faktoren, mein Insulinbedarf sich gesenkt hat. Ich bin somit öfters mal im Unterzucker, aber so kann ich immer neue unbekannte Leckereien ausprobieren 😉

Durch die Hitze schwitzt man sehr viel und durch den Sand bei der Arbeit mit den Kindern bin ich jeden Tag wirklich dreckig. So achte ich immer sehr darauf meine Hände vor dem BZ Messen zu waschen und säubere all meine Diabetesutensilien ein Mal im Monat.

Ich schreibe einen Diabetes Blog und einen Don Bosco Volunteers Blog über meine täglichen Erlebnisse hier in Benin. In meinem Diabetes Blog berichte ich ausführlich über meine Planung des Freiwilligendienstes, Probleme und Neuigkeiten im Bezug auf meinen Diabetes und meinem Auslandsaufenthalt. Ich will mit meinem Diabetes Blog euch Typ 1er erreichen, die sich durch ihren Diabetes ausbremsen, einschüchtern und sich Grenzen setzten lassen.

„Nicht dein Diabetes bestimmt dein Leben, sondern dein Leben bestimmt deinen Diabetes“ ist das Motto meiner Diabetologin. Dieses Motto will so viel heißen, wie: Du hast einen Wunsch (Auslandsfreiwilligendienst), den du verwirklichen willst. Dafür tust du alles bis du dies erreicht hast (du wurdest angenommen) und danach muss sich dein Diabetes zwangsläufig an dein verändertes Leben anpassen (1 Jahr Benin).

Die Mädchen aus dem Heim 🙂

Ich will euch somit zeigen, dass ein Auslandsfreiwilligendienst auch mit Diabetes möglich ist. Trotz Über- und Unterzucker, Müdigkeit, Gefühle der Schwäche, die den Tag oft schwerer machen, als für andere, bin ich hier in Cotonou seit bereits fast 4 Monaten. Ich arbeite vormittags mit Vorschulkindern, nachmittags mit den Mädchen, die auf dem Markt verkaufen und am Abend und Wochenende bin ich oft im Heim bei den Mädchen. Das heißt so viel, dass die Arbeit hier nie aufhört. Aber für mich ist es nicht nur Arbeit es ist das Leben und das Zeit-Verbringen mit den Kindern und Jugendlichen, die jeden Tag lachen, obwohl ihnen schon Schreckliches zugestoßen ist…

Und so lache ich und mache mit ihnen Aktivitäten, auch mit einem Blutzucker von 250. Denn ich kann sie nicht allein lassen, ich könnte nicht einfach sagen: „Nein ich bin zu müde und habe Kopfweh, ich kann das jetzt nicht machen…“. Das geht einfach nicht, ich will nicht, dass mein Diabetes mich daran hindert mit ihnen zu sein und ihnen ein Lächeln zu geben. Und somit lache, tanze, bastel und spiele ich mit ihnen auch bei einem BZ von 50 oder 260. Mein Diabetes hindert mich an nichts …und so hindert dich dein Diabetes auch nicht!

Ich freue mich auf Feedback, Fragen und Austausch mit euren Erfahrungen!

Meinen Diabetes-Blog findet ihr unter: www.auslandsfreiwilligendienstmitdiabetes.wordpress.com

Meinen Don Bosco Volunteers Blog unter:  http://www.blogs.donboscovolunteers.de/fliegendegina/

Atassi (Reis mit Bohnen) essen wir auch ab und zu nur mit den Händen

In der Vorschule, wo ich arbeite

In der Baracke SOS, hier können sich die kleinen Verkäufer ausruhen, basteln, lernen, tanzen,…

Am Strand in Cotonou. Hier sind wir oft am Wochenende