Ein leises Brummen begleitet von gelegentlichen Quietschgeräuschen und einem kontinuierlichen Ruckeln des Abteils machen mich schläfrig. Die Lichter sind gedimmt, die Sitze ausgiebig groß und angenehm.

Ich sitze im Zug. Mit Mütze über dem Gesicht und Kopfhörern in den Ohren. Die Musik rundet den Moment noch gekonnt ab und ich fühle mich super ausgeglichen und entspannt.

Ich bin gerne mit dem Zug unterwegs. Es ist für mich einfach eine schöne Art und Weise große Abschnitte eines unbekannten Landes in kurzer Zeit zu entdecken, ohne dabei ein Gefühl der Eile oder Versäumnis aufkommen zu lassen. Und im Vergleich zum Bus besitzt man die Möglichkeit sich gelegentlich die Beine zu vertreten oder sich im anderen Abteil etwas essbares zu krallen.

Während sich der Zug also seinen Weg durch die Dunkelheit der Nacht sucht und gelegentlich ein lautes Warnsignal von sich gibt, lasse ich meine Gedanken treiben. Kurz zuvor haben mir ziemlich zeitgleich drei Freunde aus Montréal geschrieben und meine Gedankenwelt beginnt sich um diese drei Personen und diese zauberhafte Stadt zu drehen. Montréal… Einzigartig.

Allmählich gesellen sich all die anderen neuen Freunde, Bekanntschaften und Erinnerungen der vergangenen fünf Monate dazu. Mit jeder dieser Personen verbinde ich eine kleinere oder größere Geschichte und dementsprechend klein oder groß ist auch der individuelle Eindruck, den jede dieser Personen auf mich hinterlassen hat. Und ich bin dankbar dafür. Unglaublich dankbar für jede dieser Begegnungen, jedes Gespräch und jeden positiven sowie negativen Quatsch der mir in dieser dann doch so kurzen Zeit widerfahren ist. All das beeinflusst mich, formt meinen Charakter und lehrt mich wie ich meine Zukunft gestalten und mein Leben leben möchte. In diesem Moment geht’s mir gut und diese Dinge sind mir so sehr bewusst, wie es nur selten der Fall ist.

Und auf einmal tauchen ältere Erinnerungen aus meiner Zeit in Australien unglaublich klar vor mir auf. Ich sitze mit Leuten aus aller Welt auf einer Parkbank in Bundaberg beim BBQ, laufe mit meinem guten Freund und damaligen Travelmate Hendrik über das Gelände der Australien Open in Melbourne, sitze schwer betrunken auf dem Rücksitz eines Tuck-Tucks in Chiang Mai, bewundere die Skyline von Singapur…

Reisen. Die Welt und die Menschen die sie bevölkern kennen lernen.

Reisen. Ins Unbekannte starten um Vergangenes zu verstehen.

Reisen. Mein Ding durchziehen. 100% Michi sein.

Alles hat damit angefangen, dass ich mit 19 Jahren völlig blauäugig und zugegebenermaßen verdammt ängstlich den Flieger nach Australien genommen habe.
Ich würde es immer wieder tun…