Ich gehe an die Kasse im Supermarkt und grüße mit „Bonjour“. Die Kassiererin bemerkt meinen Akzent und fragt mich auf Englisch woher ich komme. Je nachdem was mir gerade am schnellsten in den Sinn kommt antworte ich „Je suis d’Allmagne“ oder „I’m from Germany“. Und so startet ein kunterbuntes Sprachenfeuerwerk während der Verkäufer die Einkäufe einpackt. Ob man jetzt französisch spricht oder Englisch ist meistens reine Formsache. Man versteht sich schon irgendwie. Oft scherzt man ein wenig oder bekommt ein paar Tipps bezüglich der Jobsuche oder was man hier alles sehen kann und je nachdem wen man vor sich hat wird man mit einem „Eine schonen Tag nock and auf Wiedesehn“ verabschiedet.

Drei Sprachen in 5 Minuten, anfangs verwirrend, je nach Tagesform anstrengend aber unterm Strich einfach nur geil.

Als ich nach Montréal kam dachte ich, dass ich aufgrund des etwas speziellen Französisch der Kanadier, dem sogenannten „Québécois“, schnell kapitulieren und die Stadt verlassen würde. Es kam dann aber ganz anders.

Weil „Québécois“ etwa doch einfach ist? Nein, definitiv nicht! Aber irgendwie kann man es verstehen und scheinbar ist es hier in Montréal nicht ganz so krass wie in anderen Teilen Québec’s. Vor allen Dingen lässt sich hier im Hostel gut Französisch lernen, weil viele Franzosen hier unterkommen oder genau wie ich als Volunteer arbeiten. Von daher ist alles halb so wild und nicht so schlimm wie man meinen mag. Und wie gesagt im Notfall kann man immer kurz auf ein wenig Englisch zurückgreifen. Gar kein Problem hier in Montréal.

Sprachenvielfalt und Multi-Kulti. Ja ich denke besser lässt es sich nicht beschreiben. Montréal ist eine extrem reizvolle Stadt für Leute aus aller Welt und hat einfach so viel zu bieten. Sei es die zahlreichen Festivals im Sommer, die wunderschöne Altstadt, kostenlose/preiswerte Museen, die Architektur oder andere Ausstellungen. Meiner Meinung nach ist hier für jeden etwas dabei.

Besonders die Stimmung in der Stadt ist einfach nur ansteckend. Vielleicht bin ich als Ausländer einfach nur dauerhaft mit rosaroter Brille durch die Stadt gelaufen, vielleicht ist es aber auch schlicht und ergreifend so, dass die Kanadier ein sehr nettes Völkchen sind und es sich hier einfach super gut leben lässt. Letzteren Eindruck hatte ich jedenfalls in meiner wunderschönen, aber dann doch viel zu kurzen Zeit in dieser einzigartigen Stadt.

Montréal hat mich auf eine Art und Weise geprägt, wie es wohl noch kein anderer Ort getan hat. Ich fühle mich gut, selbstbewusst und was am wichtigsten ist zuversichtlich für alles was noch kommen mag. Mein Diabetes wird mir dabei nicht im Wege stehen, davon bin ich überzeugt.

Das mich meine Reise prägen würde, war mir von Anfang an klar und auch genauso beabsichtigt. Trotzdem ist es schon außergewöhnlich, was alleine diese Stadt und die tollen Menschen, die ich dort kennen lernen durfte, mit mir angestellt haben.

Dafür werde ich auf ewig dankbar sein und deswegen gibt es an dieser Stelle auch nicht mehr zu sagen außer: Merci Montréal, je t’aime. Michi